Metronom Musik

Polyrhythmik: 2 gegen 3

Drums

Einleitung

Manchmal möchte man verschiedene Taktunterteilungen gleichzeitig spielen. Bevor man z.B. 5er Unterteilungen gegen 4er Unterteilungen spielt, sollte man mit etwas möglichst Einfachem anfangen. Zum Beispiel mit dem gemeinsamen Spielen von geraden Achtel (binäre Achtel) mit Achteltriolen (ternären Achteln). Isoliert hören sich die binären Achtel so an (80 bpm für die Viertel):

Audio 1

Die ternären Achtel hören sich isoliert so an:

Audio 2

Zusammen gespielt entsteht ein relativ komplexer Eindruck:

Audio 3

Im folgenden gibt es einige Tipps, wie man sich diese Polyrhythmik erarbeiten kann.

Grundlagen

Die binären Achtel unterteilen einen Taktschlag in zwei gleich große Teile, in unserem Beispiel eine Sekunde, in zwei halbe Sekunden. Die ternären Achtel unterteilen einen Taktschlag in drei gleich große Teile, in unserem Beispiel in drei drittel Sekunden.

Um beide Unterteilungen gleichzeitig darstellen zu können, benötigt man das kleinste gemeinsame Vielfache dieser Unterteilungen. Das kleinste gemeinsame Vielfache von 2, der binären Unterteilung, und 3, der ternären Unterteilung, ist 6. Unterteilt man einen Taktschlag in 6 gleich große Teile, kann man sowohl die binäre Unterteilung als auch die ternäre Unterteilung gleichzeitig darstellen.

Die binäre Unterteilung ergibt sich durch den 1. und 4. Taktschlag: 1 2 3 4 5 6.

Die ternäre Unterteilung ergibt sich durch 1., 3. und 5. Taktschlag: 1 2 3 4 5 6.

Würde man bei dem Tempo des Beispiels, die 60 bpm, einen Taktschlag in 6 gleich große Teile unterteilen, käme man auf ein wahnwitziges schnelles Tempo. Daher sollte man die 6 Teile so wählen, dass man bequem mitzählen kann.

Zum Beispiel könnte man auf dem Metronom 6 Schläge mit einem Tempo von 95 bpm auswählen:

Metronom mit 6 Schlägen pro Takt und 95 bpm

Man „vergrößert“ also einen einzelnen Schlag, indem man diesen in 6 Teile unterteilt und das Tempo reduziert. Bei 95 bpm benötigt man für 6 Schläge 6 x 60/95 = 3,79 s. Wenn man in einem 4/4-Takt 3,79s für einen Schlag benötigt, entspricht das einem Tempo von etwa 16 bpm. Diese Verlangsamung dient also allein didaktischen Zwecken.

Doch zurück zu der Vorgehensweise. Hat man das Metronom auf ein Tempo von 95 bpm eingestellt, übt man zuerst das Zählen. Man zählt gleichzeitig zum Ticken des Metronom. Zuerst übt man die binären Achtel indem man mit der rechten Hand bei der 1 und der 4 auf den Oberschenkel oder die Tischfläche klopft. Das hört sich folgendermaßen an:

Dann übt man die ternären Achtel durch das Schlagen mit der linken Hand auf die 1, 3 und 5:

Schließlich übt man das gleichzeitige Schlagen mit der rechten und der linken Hand. Es gibt also folgende vier Ebenen, die gleichzeitig ablaufen:

M
St123456
rH
lH
Uebung 1: 2 gegen 3, 1 bis 6

Die Viertelnote, ♩, bedeutet nur, dass ein Schlag wohin auch immer durchgeführt wird. Es bedeutet nicht, dass der Schlag eine Länge von einem Viertel hat.“M“ steht für Metronom, „St“ für Stimme, „rH“ für rechte Hand und „lH“ für linke Hand. Die Hände schlagen auf die Oberschläge oder eine Tischfläche. Die Übung hört sich bei einem Tempo von 95 ungefähr so an:

Uebung 1: Hörbeispiel

Die Übung unterteilt also einen Zeitraum in unterschiedlicher Weise. Das Metronom durch 6maliges gleichmäßiges Ticken. Die Stimme durch Zählen von 1 bis 6. Die rechte Hand durch ein Schlagen auf 1, 3 und 5. Die linke Hand durch Schlagen auf die 1 und 4.

In der nächsten Übung wird lediglich das Zählvokabular ausgetauscht. Und zwar zählt man jetzt statt von 1 bis 6 “ 1 und 2 und 3 und“. Das sieht dann folgendermaßen aus:

M
St1und2und3und
rH
lH
Übung 2: 2 gegen 3, 1 und 2 und 3 und

Das hört sich dann so an (95 bpm):

Übung 2: Hörbeispiel

Mit dieser Variante zählt man eher die Triolen: „1 und 2 und 3 und“.. Man kann aber auch die Achtel betonen. Dazu wechselt man zum Zählvokabular „1 und die 2 und die“. Die Übung hat damit folgendes Aussehen:

M
St1unddie2unddie
rH
lH
Übung 3: 2 gegen 3, 1 und die 2 und die

Das hört sich folgendermaßen an (95 bpm):

Übung 3: Hörbeispiel

Bei dieser Variante werden die Achtel gezählt: „1 und die 2 und die“.

Falls die Übungen bei dem gewählten Tempo zu schwierig sind, sollte man das Tempo so verringern bis man bequem mitzählen kann. Dann sollte man das Tempo allmählich steigern. Hat man Schwierigkeiten, die Ebenen gleichzeitig durchzuführen, kann man sie auch einzeln üben. Zum Beispiel übt man nur das Zählen zum Metronom.

Man kann auch beim Spazierengehen die Aufteilung üben. Rechter Fuß ist dann die „1“, linker Fuß die „2“, rechts die „3“, usw. Die Füße unterteilen den Zeitraum in 6 gleiche Teile. Die Hände können dann auf die Oberschenkel schlagen. Hier ist die Übung mit einer ganz natürlichen Bewegung verbunden.

Ein gutes Zieltempo sind 200 bpm.

Die Hände sollte man wechseln, also dass die linke Hand (lH) auf die 1, 3 und 5 schlägt und die rechte Hand (rH) auf die 1 und die 4.

Man sollte auch üben, dass Zählvokabular alle 2 Takte zu wechsen, das würde sich dann so anhören (120 bpm):

Übung 4: Wechseln des Zählvokabulars

Man kann auch die Füße einbeziehen, z.B. dass die Füße zusätzlich die einzelnen Schläge schlagen. Das sieht dann folgendermaßen aus:

M
St123456
rH
lH
rF
lF
Uebung 1: 2 gegen 3, 1 bis 6

„rF“ steht für rechter Fuß und „lF“ für linker Fuß. Die Füße sollten wechseln, ebenso kann man die Hände mit den Füßen tauschen.

Die Übungen sollten so ausgeführt werden, dass das Ticken des Metronom möglichst unhörbar bleibt. Bei den Hörbeispielen läuft das Metronom immer mit. Manchmal ist es hörbar, dann ist die Übung nicht genau auf dem Schlag. Das sieht man auch an dem Audiosignal:

Abweichung Stimme und Metronom

Bei 4.3 sieht man, dass das Ticken des Metronoms, gelb eingefärbt, etwas vor der Stimme kommt.

Wichtig ist bei diesen Übungen, dass man ein Gefühl für die Aufteilung des Raumes bekommt. Der ein und derselbe Zeitraum lässt sich in Sechstel aufteilen, er lässt sich in Drittel unterteilen, er lässt sich halbieren.

Achtel gegen Triolen

In den seltensten Fällen hat man tatsächlich einen 6/8-Takt vor sich, so dass das Vorherige direkt übertragbar ist. Meistens wird man in einem 4/4-Takt die Triolen gegen die Achtel spielen wollen. Wenn man sich bei den Übungen der Grundlagen einigermaßen sicher ist, sollte man wieder den Takt verkleinern, also die 6 Schläge als Unterteilung eines Viertels aufzufassen: „1 2 3 4 5 6 2 2 3 4 5 6 3 2 3 4 5 6 4 2 3 4 5 6″. Zuerst sollte man versuchen das Metronom nur auf die 1, 2, 3 und 4 ticken zu lassen und diese als Viertel aufzufassen. Am einfachsten ist es, das Tempo von der obigen Übung aufzunehmen. Hatte man dort z.B. für 1 Schlag 150 bpm, dann bedeutet das 6 Schläge dauern 6 * (60/150)s = 2,4s. Und 2,4s entsprechen einem Tempo von (60/2,4)bpm = 25bpm.

Steht das Metronom auf 150 bpm, hört sich die Übung folgendermaßen an:

Metronom 150 bpm

Steht das Metronom auf 25 bpm:

Metronom 25bpm

… und lässt die übrigen Ebenen gleich, verändert sich die Übung zu:

Metronom 25 bpm

Diese Übung ist deutlich schwieriger, weil Metronom jetzt nicht mehr bei jeder Zählsilbe zusammenfallen, sondern nur noch bei der 1, 2, 3 und 4. Die übrigen Zählsilben bleiben vom Metronom unbegleitet. Das hört man an dem Tonbeispiel auch deutlich, dass Stimme und Metronom auseinanderlaufen. Ziel sollte sein, das auf der 1, 2, 3 und 4 Stimme und Metronom zusammenfallen.

Variationen dieser Übung sind, das Metronom die Achtel bzw. die Triolen schlagen zu lassen. Am einfachsten gelingt das bei Metronomen, die über eine Unterteilung der Schläge verfügen, hier sind die Schläge bei einem Tempo von 25 bpm zusätzlich in Achtel („Klicks pro Schlag: 2“) unterteilt:

Metronom 25 bpm, Achtel

Das Zählvokabular und das Schlagen mit den Händen bleibt gleich. Eine weitere Variante besteht darin, die Triolen schlagen zu lassen. Bei dem Metronom im Bild wäre das mit „Klicks pro Schlag: 3“ gleichbedeutend.

Auch hier sollte man jeweils alle drei Zählweisen anwenden. Ist die Übung zu einfach, kann man das Tempo erhöhen, ist die Übung zu schwierig, sollte man das Tempo verringern, um es danach schrittweise zu erhöhen. Ab einem bestimmten Tempo ist es natürlich schwierig, alle Silben in einem Viertel unterzubringen. Dann sollte man auf die Zählvokabulare für die Achtel, „1 und 2 und 3 und 4 und“, bzw. die Triolen „1 und die 2 und die 3 und die 4 und die“ übergehen.

Zu guter Letzt kann man in einer Übung auch einen Takt lang Achtel und einen Takt Triolen schlagen lassen. Das lässt sich am besten über eine DAW wie z.B. Ableton realiesieren. Hier wurden Achtel und Triolen mittels des Schlagzeugs programmiert:

Ableton, Triolen und Achtel

16 Takte mit 25 bpm:

Ableton, 25 bpm, Triolen und Achtel

32 Takte mit 40 bpm:

Ableton, 40 bpm, Triolen und Achtel

48 Takte mit 60 bpm:

Ableton, 60 bpm, Triolen und Achtel

64 Takte mit 80 bpm:

Ableton, 80 bpm, Triolen und Achtel

Auch hier ist es essentiel, das Tempo so zu wählen, dass man die Übung insgesamt gut nachvollziehen kann. Im Zweifel sollte man die Sache eher etwas langsamer dafür genauer angehen.

Literaturempfehlung

Wer sich für Rhythmik interessiert, dem sei das großartige Buch „Die Rhythmik-Lehre“ von Eddy Marron empfohlen:

Marron, Eddy: Die Rhythmik-Lehre, überarbeitete Auflage 1991, AMA-Verlag, Brühl.

Die meisten oben dargestellten Zusammenhänge gehen direkt oder indirekt auf dieses Buch zurück.